Station 10, Marlachen
Strimatt und die Schlacht von 1388
Wie historische Belege zeigen, hiess die Strimatt ursprünglich Stritmatt. Der Wortteil „Strit“ (mittelhochdeutsch für Streit, Gefecht) erinnert an ein militärisches Aufeinandertreffen, das sich an Weihnachten 1388 ereignete, die sogenannte Schlacht an der Tothenhalde (vgl. auch Station #12 St. Wolfgang):
Zwei Jahre nach dem Sieg in der Schlacht zu Sempacher unternahmen habsburgische Truppen einen Vergeltungsraubzug und verwüsteten das Gebiet rund um Hünenberg. Gehöfte wurden geplündert und in Brand gesetzt. Die Zuger Truppen unter der Führung von Ammann Hans von Hospental versuchten, den Habsburgern das Raubgut wieder abzunehmen. Bei der heutigen Strimatt geriet die zugerische Vorhut, die nicht auf den eigenen Hauptharst wartete, jedoch in einen Hinterhalt. Dabei wurden 42 Zuger Krieger erschlagen – unter ihnen auch Ammann Hartmann von Hospental. Erst ein verspätet eingetroffenes eidgenössisches Kontingent konnte die österreichischen Truppen vertreiben.
Am 1. April 1389 wurde zwischen den Parteien ein Waffenstillstand vereinbart.
Der älteste Bericht über das Gefecht stammt aus dem Jahr 1418. Spätere Quellen sprechen von rund 80 Toten aus den Gemeinden Zug, Cham und Menzingen.
Der heutige Name „Strimatt“ – also ohne „t“ – taucht erst ab 1630 in den Schriftquellen auf und hat sich seitdem eingebürgert.
Marlachen
Die Herkunft des Hofnamens Marlachen ist nicht eindeutig geklärt. Verschiedene Deutungsansätze sind möglich:
Geht man von einer Zusammensetzung Mar-lachen aus, könnte Mar auf mittelhochdeutsch «marke» oder «march» zurückgehen, was „Grenze“ oder „Grenzgebiet“ bedeutet – aber auch im Sinne von „Gemeinschaftseigentum“ an Land oder Wald verstanden werden kann.
Eine andere Möglichkeit ist, dass Mar – wie in den Kantonen Appenzell und Uri – auf das vorromanisch-romanische Wort marra zurückgeht. Dieses bezeichnet „Geröll“, „Schutt“, „Steinhaufen“ oder eine „sumpfige Stelle am Fuss eines Berghangs“.
Der zweite Bestandteil Lachen könnte sich von „Wasserlache“, „Pfütze“ oder „Sumpf“ ableiten.

Alemannische Spuren
Zu Beginn des 6. Jahrhunderts drangen die Alemannen in das Gebiet der heutigen Schweiz vor. Sie errichteten Höfe aus Holz, von denen aufgrund des vergänglichen Baumaterials kaum Überreste erhalten geblieben sind.
Die damaligen Hofanlagen waren von Einfriedungen umgeben und bestanden typischerweise aus:
- Wohnhäusern,
- Speichern,
- Scheunen,
- sowie Ställen für Nutztiere wie Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine.
Angebaut wurden vor allem Hülsenfrüchte und Obst.
Eine solche alemannische Siedlung dürfte auch hier beim Hof Marlachen bestanden haben.
Im Jahr 1887 entdeckte der Arzt Dr. W. Wyss beim Kiesabbau etwa 60 bis 80 Zentimeter unter der Erde insgesamt sechs frühmittelalterliche Gräber.
Die Gräber lagen in zwei Reihen angeordnet und enthielten:
- Skelettreste,
- Glasperlen,
- Teile von Gürtelschnallen,
- sowie Waffen.
Diese Funde zählen zu den ältesten archäologischen Zeugnissen der alemannischen Besiedlung im Kanton Zug – ein bedeutender Hinweis auf die frühe Geschichte der Region.

Wem gehörte Hünenberg im Mittelalter?
Bevor sich die Hünenberger im Jahr 1421 freikauften (siehe Station #14 Wart), gehörten die Einzelhöfe und Weiler der Region zum karolingischen Königshof.
Im Jahr 858 schenkte König Ludwig der Deutsche dem Zürcher Fraumünsterkloster den königlichen Meierhof Cham – inklusive:
- der darauf befindlichen Kirchen und Gebäude,
- dem umliegenden Land,
- Wäldern,
- Gewässern samt Fischrechten,
- Verkehrswegen,
- und weiteren Besitzungen.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch Hünenberg zu diesem königlichen Umfeld gehörte.
In verschiedenen Urkunden sind frühere Besitzverhältnisse und Rechte belegt:
- 1045: Das Kloster Schänis übernimmt die Fischereirechte von Chämleten.
- 1064: Das Kloster Muri besitzt Land im Dersbachgebiet.
- 1246: Das Zisterzienserinnenkloster Frauental erhält den Zehnten von Höfen in der Chamau.
- 1309: Das Kloster Kappel am Albis übernimmt Arbeiter aus Marlachen und Enikon.
- Bis ins 16. Jahrhundert beziehen die Augustinerinnen von St. Katharina in Eschenbach Gülteinkünfte aus Hünenberg
- die Augustinerfrauen von St. Katharina zu Eschenbach bis ins 16. Jahrhundert Gülteinkünfte aus Hünenberg kassierten.
Text: Patricia Diermeier
Fotos: Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Thomas Müller
Quellen: Das Portal der schweizerischen Ortsnamenforschung
Sponsor: GeoZug Ingenieure AG
