Station 16, Riedhalde
Der Strom in Hünenberg
Der erste Strom in Hünenberg floss in der Langrüti:
1911 errichtete das Kraftwerk Rathausen dort den ersten Transformator, um den Käsekeller der Firma Lustenberger mit Strom zu versorgen (vgl. Station #31 – Langrüti Ost).
Doch nicht alle wollten vom fremden Stromversorger abhängig sein:
Am 18. Juli 1912 fand im Gasthaus Degen die Gründungsversammlung der
Elektrizitäts-Genossenschaft Oberhünenberg (EGH) statt. Ziel war es, Strom von einem zentralen Werk zu beziehen und in eigener Regie an Abonnenten weiterzugeben.
Erster Präsident wurde der Schlossereibesitzer Josef Luthiger (vgl. Station #2 – Dorfzentrum).
Im Chrüzacher kauften die Villigers im Kreuzacker 15 m² Land für Fr. 90.–, um dort eine erste Transformatorenstation zu errichten – Gesamtkosten: Fr. 2’055.99.

Bereits im November 1912 brannten die ersten Lampen in den Stuben und Ställen.
Eine Metallfadenlampe kostete damals Fr. 2.–, eine Kohlenfadenlampe 80 Rappen.
Während der Maul- und Klauenseuche im Jahr 1920 wurden in Hünenberg erstmals Strassenlampen installiert – nach Ende der Seuche allerdings wieder entfernt.
1927 war das von der Firma Karl Luthiger erstellte Freileitungsnetz bereits 17,2 km lang und umfasste 378 Leitungsstangen. Doch erst 1955 bewilligte die Gemeinde erste Strassenlaternen, genau drei an der Zahl: Elektro Luthiger, Post, Schürmatt. Schon im kalten Winter des Folgejahres wurde sie aber zwischen 19 und 22 Uhr abgeschaltet – mit der Begründung, die «Milchholer» würden noch kein Licht benötigen.
Es gilt als wahrscheinlich, dass bei der Familie Baumgartner im Talacher der erste Fernseher in Hünenberg in Betrieb genommen wurde. Der Werkmeister Luthiger berichtete, dass die CKW zu diesem Zweck leihweise einen Transformator zur Verfügung stellte, um aufwendige Umbauten zu vermeiden.
Die Elektrizitäts-Genossenschaft Hünenberg (EGH) wuchs stetig. 1970 konnten die Genossenschafter erstmals eine Rückvergütung von 3 % auf den Reingewinn erhalten.
Das Essen an der Generalversammlung kostete damals Fr. 474.80 – zum Vergleich: 2011 belief sich der Betrag auf über Fr. 16’000.–.
1987 feierte die Genossenschaft ihr 75-Jahr-Jubiläum. Die mittlerweile 151 Genossenschafter reisten mit ihren Partnerinnen nach Luzern, unternahmen eine Schifffahrt mit Mittagshalt in Brunnen, und liessen den Tag bei einem festlichen Nachtessen im Saal Heinrich von Hünenberg ausklingen. Die Gesamtkosten der Feier beliefen sich auf Fr. 35’000.–.
Mehr zur Geschichte der EGH & Anekdoten zur EGH
Strom in Unterhünenberg und Hünenberg-See
Seit 1912 bezieht die Elektrizitäts-Genossenschaft Ober-Hünenberg (EGH) ihren Strom von der CKW Luzern. Der Ortsteil Unterhünenberg hingegen wurde ursprünglich direkt durch die CKW versorgt (vgl. Station #26 – Zythus).
Im Jahr 1993 übernahm die EGH das Stromnetz von Unterhünenberg von der CKW. Seither ist auch dieser Ortsteil vollständig an die Genossenschaft angeschlossen.
Der Ortsteil Hünenberg See wurde hingegen seit jeher von der WWZ AG versorgt.
Im Jahr 1975 kam es zu einem Gebietsabtausch zwischen der WWZ AG und der EGH:
Das eingezonte Gebiet Kemberg und Huobhalde ging an die WWZ, während die Gebiete Langrüti, Eichhof sowie Dersbach/See – angrenzend an die Grünzone – in den Versorgungsbereich der EGH (bzw. weiterhin über CKW) übergingen.
Seit 2016 bezieht die EGH zusätzlich Strom von der WWZ AG.
Hochspannungsleitungen

Die erste Hochspannungsfreileitung über das Gebiet der Gemeinde Hünenberg wurde 1930 in Betrieb genommen. Sie führte von Benken (ZH) nach Mettlen (LU) und transportierte Strom mit 150 kV.
Im Jahr 1963 wurde die Leitung auf 2×220 kV ausgebaut und in den frühen 1990er-Jahren weiter verstärkt – auf 1×220 kV und 2×380 kV.
Seit 1998 wird sie mit 1×380 kV und 2×220 kV betrieben.
Die Leitung quer durch Hünenberg gehörte bis Ende 2013 den Nordostschweizerischen Kraftwerken AG (NOK) und dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz).
Seit 2014 ist sie Eigentum der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid.
Der Verein zur Förderung der Wohnqualität entlang der Hochspannungsleitung (VFW) mit Sitz in Hünenberg engagiert sich seit dem Jahr 2000 für Verbesserungen im Bereich der Leitungsführung und deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.
Eine mögliche Erdverlegung der Hochspannungsleitung Mettlen–Samstagern wurde von der Zuger Regierung aufgrund der geschätzten Kosten von 400 bis 500 Millionen Franken abgelehnt.
Zwar erkennt der Regierungsrat die Bedeutung einer Erdverlegung grundsätzlich an, stuft sie jedoch weder als strategisch notwendig noch als finanziell tragbar ein.

Verein zur Förderung der Wohnqualität entlang der Hochspannungsleitung Sils-Benken-Mettlen VFW
Energiestadt Hünenberg

Zum fünften Mal seit 2004 wurde die Gemeinde Hünenberg im Jahr 2021 als Energiestadt ausgezeichnet – und zum ersten Mal mit dem «European Energy Award GOLD». Damit zählt Hünenberg zur europaweiten Königsklasse der Energiestädte und kann sich mit anderen Spitzenkommunen auf dem gesamten Kontinent messen.
Die Verleihung des GOLD-Labels bedeutet einen wichtigen Meilenstein in der Umsetzung des kommunalen Energieleitbilds und würdigt das langjährige Engagement Hünenbergs für eine nachhaltige Energiezukunft.
Die Gemeinde Hünenberg erhielt die Energiestadt GOLD-Auszeichnung für:
- die gesteigerte Energieeffizienz kommunaler Anlagen,
- den konsequenten Einsatz erneuerbarer Energien und
- ihr umfassendes Engagement für eine umweltverträgliche Energienutzung.
Diese Leuchtturmprojekte habe zur Gold-Auszeichnung geführt:
- Minergie-P-Schulhaus Eichmatt
- Anschluss der kommunalen Gebäude an Fernwärmeversorgung (siehe Station 15 BIEAG)
- Energieförderprogramm seit 2002
Bereits seit 2010 bezieht die Gemeinde Hünenberg ausschliesslich Strom aus erneuerbaren Ressourcen. Alle Verwaltungsgebäude im Dorf – darunter das Gemeindehaus, das Zentrum Heinrich von Hünenberg, die Schulhäuser u.a. – wurden an das Fernwärmenetz der BiEAG angeschlossen – einzig das neue Gemeindehaus wird mit einer Erdsonde/Wärmepumpe geheizt und wird nicht an die BiWAG angeschlossen.
Auch der Anschluss der gemeindlichen Bauten im Seegebiet an das Fernwärmenetz der WWZ ist geplant. Dieses Netz nutzt die Abwärme der Kehrichtverbrennungsanlage Renergia in Perlen.
Im Rahmen des Energieförderprogramms, das seit 2002 besteht, unterstützt die Gemeinde unter anderem:
- Photovoltaik-Anlagen
- Elektroladestationen
- Stromspeicherlösungen
- Thermische Solaranlagen
- Energieeffiziente Neubauten und Sanierungen
